Unverbindliche
Reiseplanung
Interisland Ferry
Die Ankündigung lautet: Heavy Sea! Und damit werden wir erst mal nicht enttäuscht. Die Fähre ist sehr groß und komfortabel. Als sich das Schiff aus der Bay raus auf das offene Meer schiebt, auf die „Cook Street“, merken wir, was heavy Sea bedeutet. Die Fähre rollt und stampft durch meterhohe Wellen. Wir schwanken ordentlich und die Personen an Bord taumeln wie betrunken durch die Gänge. Mein Gedanke ist: oha! Das wird keine angenehme Fahrt! Aber tatsächlich bewahrheitet sich, was man überall liest. Wellington hat raues Wetter und weiter im Süden wird es meist ruhiger und sonniger. Als wir die „Cook Street“ (die Meeresstraße zwischen den beiden Inseln) „geschafft“ haben, tuckern wir plötzlich unheimlich ruhig in die Fjorde der Südinsel hinein. Und nicht nur das: das Wetter schlägt um. Die Sonne kommt raus. Und man kann sich an Deck aufhalten. Die hier präsentierte Landschaft entschädigt jede raue Überfahrt. Langsam ziehen wir an den Fjorden entlang Richtung Picton und nun weiß man, warum diese Fahrt so sehr empfohlen wird. Ich würde es jederzeit wieder einem Flug vorziehen. Und ich denke auch für Familien mit Kindern, geht es wunderbar. Ein bisschen erinnert mich diese Passage an die Beschreibungen der Hurtigruten. Eine tolle Überfahrt auf die andere Seite dieses sagenhaften Landes.
Auf der Südinsel angekommen, nehmen wir direkt unseren Mietwagen auf. „Picton“ liegt gemütlich in perfektes Sonnenlicht getaucht zwischen grünen Hügeln in den Fjorden der „Marlborough Sounds“. Alleine diese Region bietet schon genug für einige Tage zum Verweilen. Tauchen, Kajakfahren, Hiking, Angeln. Wunderschön.
Wir entscheiden uns weiter in der Region „Marlborough“ zu reisen. In Richtung des Nordzipfels der Südinsel. Die Reise geht ca. 2 Stunden Richtung Norden. Bemerkenswert ist, dass es hier direkt 10 Grad wärmer ist, als in Wellington. Davon zeugen die vielen Vineyards, wo die bekanntesten Weine Neuseelands produziert werden. Die Reise führt durch diese Region, welche „Blenheim“ heißt. Die Südinsel besticht direkt ersichtlich durch unheimlich hohe und beeindruckende Gebirgsketten im Hintergrund und langsam schlängelnden Straßen, durch sehr attraktive, weitläufige Landschaft, mit Weiden und Wiesen.
Nelson
Wir schlängeln uns durch die ersten Gebirgspässe Richtung Nelson. Nelson liegt auf dem Weg zum nördlichsten Punkt der Südinsel („Cape Farewell“) und ist bekannt für sehr hohe Lebensqualität. Hier am „Waiema Inlet“ herrscht ordentlich Ebbe und Flut. Als wir ankommen ist gerade Ebbe und vor uns erstreckt sich ein wunderschöner Stadtstrand mit weitläufigen Sandbänken. Abends genießen wir hier ein tolles Dinner mit typischen Muscheln und Fisch. Die Stadt hat sehr viel an Gastronomie zu bieten. Die Bay liegt sanft im Sonnenuntergang und es wird einem klar, warum man genau hier leben möchte.
Tasman Able
Nelson war nur ein Short Stop Richtung Norden. Es lohnt sich preislich in Nelson einen Supermarkt aufzusuchen. Hier gibt es eine große Auswahl und vor allem ist es günstiger.
Heutiges Ziel ist erst mal der berühmte „Tasman Abel Nationalpark“.
Ca. 45 Minuten Fahrt und man kann die Straße zum südlichsten Punkt des Parks nach „Kaiteriteri“ nehmen. Diese ist sehr Serpentinen geprägt und führt einen zum Ausgangspunkt für viele schöne Aktivitäten. Entweder man leiht sich ein Kajak und paddelt selbst entlang der Küste des „Abel Tasman“. Eventuell begleiten einen hier Robben. Zum Wandern ist es aber ebenso schön. Von 1-2 stündigen Touren entlang der Bay bis hin zu 3-4 Tageswanderungen auch in den angeschlossenen „Kahurangi Nationalpark“ ist alles möglich. Die Ausblicke sind phänomenal, die Wege sehr gut ausgebaut. Wir entschließen uns für 2 Stunden einfaches Laufen und kommen hierbei auf jeden Fall auf unsere Kosten.
Im Anschluss geht es aus dem Park hinaus weiter Richtung Norden zu unserem heutigen Übernachtungsziel in der „Golden Bay“, bei „Pakawau“. Wer Natur pur und absolute Ruhe liebt und braucht, ist hier richtig. Idyllisch und entspannt kommen wir in einem schönen Guesthouse unter. Der perfekte Startpunkt zum morgigen Ausflug zum „Cape Farewell“.
Cape Farewell und Wharariki Beach
Was sich am Abend zuvor bei der Anreise als weitläufige Ebbe Landschaft darbot, schaut am nächsten Morgen ganz anders aus. Es ist Neumond und die Gezeiten sind extrem. Am späten Vormittag fahren wir entlang der Bay und das Meer reicht fast bis zur Straße. Unter den Brücken drückt das Wasser mit ordentlicher Strömung Richtung Inland. Es sind heute nur 30 Minuten Fahrt, um ans Ziel zu kommen. Das „Cape Farewell“. Der nördlichste Punkt der Südinsel. Auf der Fahrt dorthin durch weite Schafs- und Kuhweiden mit unzähligen Exemplaren dieser Art kann man nicht erahnen, was einem am Ziel erwartet. Dieser Ort wäre in Deutschland wahrscheinlich weitläufig abgezäunt und gesichert und ein Reiseziel für Millionen. Die Klippen steil über 100 Meter ins türkisblaue, klare Meer hinab. Das Wetter ist heute phänomenal. Der Tag belohnt uns mit einem glatten Ozean und kaum Wind. Um dem noch eines draufzusetzen, sieht man Babyrobben verspielt in der Brandung schwimmen. Das Wasser ist so klar, dass man sie sogar unter Wasser beobachten kann.
Für uns hat sich aus dem Nichts eine atemberaubende Sicht offenbart. Weit am Horizont kann man die entfernten Gebirgsketten erkennen.
Wir nehmen den etwa 1-stündigen Weg an der Klippe entlang Richtung „Wharariki Beach“. Auf dem Weg eröffnen sich immer wieder neue Blickwinkel und phänomenale Aussichten in diese besondere Landschaft. Wer nicht gut zu Fuß ist, kann zum Beach auch mit dem Auto fahren.
Schon von der Ferne sehen wir den „Wharariki Beach“ in der Sonne liegen. Eine riesige Sanddüne fällt sanft ins wellige, blaue Meer. Dort angekommen, wandern wir den Naturstrand komplett ab und genießen die Wellen für einige Zeit. Zu diesem Zeitpunkt sind ca. 20 Personen an diesem mehrere 100 Meter langen Strand. Wir haben viel gesehen, aber diesen Strand ordnen wir definitiv in die Top 10 der Strände ein, die wir in unserem Leben gesehen haben. Natürlich spielt Wetter und Temperatur eine Rolle. Für uns passt heute aber alles. Entspannt laufen wir Inland zurück und mit ein wenig Wehmut fahren wir Richtung Unterkunft. Vorher gibt es aber noch einen Sundowner am Beach.
West Coast
Der erste Teil der Südinsel hat uns bemerkenswert gut gefallen. Der Weg führt heute weiter. Wir wollen die Route über die Westküste fortführen. Heute ist FAHREN angesagt. Das heißt erst mal zurück über die Serpentinen des Tasman Abels Richtung Richmond. Von dort geht dann der Freeway 6 direkt nach Westen. Die Straße ist durchaus anstrengend, einfach kurvig. Aber wunderschön an einem Canyon entlang. Insgesamt dauert es über 4 Stunden bis wir an der Westküste in Höhe Westport ankommen. Wir entscheiden uns, nicht weiter in den Süden zu fahren, sondern etwas weiter nördlich. Von Westport aus ca. 25 Minuten, da liegt der „Ort“ „Gravity“. Hier haben wir die Unterkunft gebucht. Der Ort besteht einzig und allein aus einer Straße. An der einen Seite reihen sich Häuser, welche direkten Zugang zum Meer haben. Auf der anderen Seite eine Bahnstrecke. Direkt dahinter die von Regenwald bedeckten Berge. Die Bahnstrecke dient ausschließlich des Transportes von Kohle, welche in den Bergen abgebaut wird und über Gondeln ins Tal gebracht werden. Die Häuser an dieser Strecke haben eine traumhafte Sicht und direkten Zugang zum steinigen, weiten Strand. Die Küste ist hier rau und die Wellen peitschen einem laut und mächtig entgegen. Wir haben am heutigen Abend Glück und uns wird ein traumhafter Sonnenuntergang vergönnt.
Den nächsten Tag beginne ich mit einem Lauf am Strand. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch, nachts kam der Regen. Der Strand ist perfekt zum Laufen, die weite Sicht atemberaubend.
Im Anschluss machen wir uns auf dem Weg Richtung Süden entlang der Westküste. Die Panoramafahrt ist auch bei Regen malerisch! Wir haben Glück und der Regen lässt nach. Die Küste erstreckt sich ewig weit, die Wellen sind meterhoch und beeindruckend. Überall befinden sich Lookouts, an denen man das tosende Meer beobachten kann. Bevor man an das Highlight dieses ersten Abschnittes der Westküste kommt, „die Pancake Rocks“, sollte man ca. 5 km vorher am „Truman Track“ bei „Te Miko“ halten. Hier führt ein angelegter Weg direkt auf die Felsen und an den wilden Strand und man kann die herbei stürmenden Wellen hautnah erleben. Die Lautstärke ist enorm, die Gewalt des Meers erstaunlich. Man muss hier allerdings davon ausgehen, dass man bei der ein oder anderen Welle ordentlich nass werden kann.
Pancake Rocks
Weiter geht es zu den „Pancake Rocks“, die tatsächlich so aussehen wie übereinander liegende Pfannenkuchen. Hier hat sich das tosende Meer Höhlen und Löcher in den Fels gefressen, wodurch die heran rollenden Wellen am Fels in die Höhe spritzen. Durch das „blowhole“ wird eine Wasserfontäne in die Luft getrieben. Im „surge pool“ entstehen Strudel und Wellenspiele unter den ausgewaschenen Felsen. Schon sehr beeindruckend! Der Weg für die Touristen ist gut begehbar angelegt und führt über das gesamte Areal.
Zum Landesinneren erstreckt sich der „Paparoa National Park“ und bietet schöne Wanderwege durch den Regenwald entlang des „Porarari River“ und „Punakaiki River“. Wir machen einen gut begehbaren Rundweg von 3 Stunden. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch, Wasser gehört aber nun mal zu diesem Land, wie die Luft zum Atmen. Die Wanderung ist sehr schön und doch auch etwas anspruchsvoll. Führt aber durch sattes Grün entlang eines schönen Flusslaufes.
Im Anschluss fahren wir noch ca. 1 Stunde entlang der atemberaubenden Westküste und kommen in „Holatiki“ unter. Vor ca. 3 Wochen wurde die Brücke am „Franz Josef Glacier“ über dem „Waiho River“ aufgrund sehr starker Regenfälle zerstört. Diese ist der einzige Weg an der Westküste entlang Richtung Süden auf dem Freeway 6. Ein ortsansässiges Reiseunternehmen hat sich etwas einfallen lassen und bringt Autos mit einem Truck über den Fluss. Das wollen wir versuchen. Auch sind die Prognosen der Brückenöffnung in den nächsten Tagen nicht allzu schlecht.
Lake Pukaki und Mount Cook
Morgens regnet es unentwegt. Noch dazu erfahren wir über Facebook, dass der Alternativweg mit dem Truck über den Fluss seitens der Polizei eingestellt wurde. Da die Brückenöffnung auch noch nicht klar ist, bleibt uns nichts anderes übrig, als einen Umweg Richtung Süden über das Inland zu nehmen. Wir fahren also wieder nach Norden, um bei Greymouth den Weg über den „Arthur’s Pass“ zu nehmen. Entlang des „Waimakariri River“. Die Fahrt ist durchaus beeindruckend. Es ist zwar wolkig und regnerisch, die gewaltige Gebirgskette ist allerdings mächtig. Überall fließen natürliche Wasserfälle. Wasser überall!
Wir fahren den Bogen über Christchurch wieder gen Westen in die Mitte der Südinsel, „Canterbury“. Die Route 72 führt uns vorbei an „Mount Hutt“ und „Mount Taylor“ Richtung „Lake Tekapo“ und letztendlich zum „Lake Pukaki“, welcher Ausgangspunkt für Wanderungen zum „Mount Cook“ Gletscher ist. Die Fahrt heute betrug aufgrund des Umwegs wegen der Straßensperrung rund 6,5 Stunden. Das Wetter war aber so verregnet, dass das für den heutigen Tag ok war. Am Ende erhaschen wir noch einen einigermaßen klaren Blick über den „Lake Pukaki“. Wir fahren zum Nordzipfel nach „Glentanner“ und verbringen dort die Nacht im Camp, mitten in der Wildnis zwischen vielen Hasen und Opossums.
Das Wetter am nächsten Tag ist etwas gnädiger. Kein Regen, nur bewölkt. Und teilweise kommt die Sonne raus. Wir haben den perfekten Ausgangspunkt, um weiter Richtung „Mount Cook“ zu fahren, nach „Aoraki“. Wir können dort einen Teil des „Hocker Trail Tracks“ laufen, der andere Teil ist gesperrt. Hier sind Schotterlawinen runtergekommen und haben den Weg zerstört. Wir bekommen aber trotzdem einen schönen Blick auf den „Mueller Lake“, Teile des Gletschers des „Mount Sefton“ und dessen Moränen. Der Weg hier her hat sich gelohnt. Allein das Spiel aus Sonne, Regen und Wolken schafft ein bizarres Licht und eine mystische Stimmung in diese besondere Gegend.
Auf nach Queenstown
Auf dem Rückweg eröffnen sich erneut sagenhafte Blicke über den „Lake Pukaki“.
Daraufhin folgt eine tolle Fahrt von ca. 3 Stunden Richtung „Queenstown“. Wir machen zunächst noch kurz Halt am versteckten „Lake Ohau“. Ein kleinerer, idyllischer See, eingebettet in hohe Berge und sattem Grün. Ein Geheimtipp, den man nicht versäumen sollte. Die Szenerie bei der weiteren Fahrt durch die Bergmassive ist atemberaubend. Die Wolken weichen der Sonne und die Berge erstrecken sich im tiefblauem Himmel.
Als wir in „Queenstown“ am „Lake Wakatipu“ ankommen, erstreckt sich vor uns ein wundervoller Anblick. Der See liegt im warmen Sonnenlicht der Abendstunden. Die Stadt liegt an den Hängen verteilt direkt am See und erinnert etwas an einen Schweizer Bergseeort. Wir gehen heute Abend essen. Queenstown ist sehr lebendig. Selbst jetzt in der Nebensaison voller Touristen, vor allem Asiaten. Am kleinen Hafen gibt es eine ganze Menge Restaurants, Bars und jede Menge Sportgeschäfte und Tourenanbieter. Die Stadt vibriert von Abenteuerlust und Adrenalin.
Die Restaurants sind sehr gut und qualitativ hochwertig. Man kann hier einiges erleben!
Am Folgetag erfahren wir noch eine weitere Portion Queenstown. Wer absolute Extremsportarten liebt, bekommt hier die volle Dosis. Es wird einfach alles angeboten. Downhill Mountainbike, Parasailing, Canyoning, Bungee usw. Das Thema Adrenalin wird hier in Perfektion kommerzialisiert. Mitten in der Stadt befindet sich eine Seilbahn Station auf den Hausberg der Stadt. Wir nehmen den sportlichen Weg und besteigen den Berg hinauf zur Seilbahn. Der Aufstieg dauert ca. eine Stunde, ist aber tatsächlich nicht wirklich idyllisch. Der ganze Berg ist in eine Abenteursport-Eventanlage umfunktioniert. Downhill Mountainbike, Zipp-Lines, GoCar Anlage, Parasailing wie am Fließband hinunter in die Stadt. Überbevölkert von Touristen, wie ein künstlicher Erlebnispark. Der Blick von hier oben ist allerdings sagenhaft und das Wetter heute tut sein Übriges. Uns ist es allerdings zu touristisch und quirlig.
Für den Weg hinunter nehmen wir die Seilbahn. Und nicht nur das Geschehen hier oben, sondern auch der Preis für die Seilbahn erschlägt uns. 25 NZD pro Person Oneway.
Generell ist Queenstown sehr überteuert. Wir haben in der Nebensaison noch Glück, aber in der Hauptsaison werden hier immense Übernachtungspreise aufgerufen. Ein teures Vergnügen. Die Stadt bietet aber durchaus Lebensqualität und ist sehenswert.
Wem es zu anstrengend wird, der kann dem aber auch entfliehen.
Wir machen das am Nachmittag und fahren in das kleine, beschauliche „Glenorchy“, am Nordzipfel des Sees. Allein die 45 Minuten Fahrt sind schon ein Highlight. Die Straße schlängelt sich am See entlang und bietet zahlreiche Aussichtspunkte, mit perfekter Fotoperspektive.
In „Glenorchy“ verstreicht die Zeit langsamer. Alles ist sehr viel ruhiger, auch wenn durchaus Touristen hier herkommen. Das Örtchen liegt beschaulich am Fuße des „Mount Alfred“. Hier startet der „Routeburn Track“ Richtung „Milford Sound“. Empfehlenswert als Mehrtagestour. Wir wandern 2 Stündchen entlang der Lagunen direkt bei „Glenorchy“. Malerisch ist der richtige Ausdruck, glitzernde Lagunen, gelb gefärbte, herbstliche Bäume und majestätische Berge im Hintergrund. Im kreativ gestalteten „Post Office“ kann man im Anschluss noch einen leckeren Flat White und einen selbst gebackenen Kuchen genießen. Sehr schön!
Den Abend verbringen wir idyllisch in unserer Unterkunft zurück in Queenstown, welche, wie die Meisten hier, eine perfekte Aussicht auf den See bietet. In Summe ist diese Ecke absolut einen Aufenthalt wert. Daumen hoch!